Donnerstag, 4. Mai 2017

Polizeipfarrer Erich Elpers Brief für Sonntag, 07.05.2017

Hallo Ihr Lieben!

Allen Gruß und Segen!

Heute muss ich einige Gedanken über Europa loswerden:

In Europa stürmt es gewaltig. Manche Nationen befinden sich am Scheideweg: Soll es eine Demokratie bleiben, ein Zusammenschluss demokratischer Strukturen, oder driften einige in eine nationalistische Denkweise ab, die eine andere Staatsform als Demokratie zwangsläufig nach sich zieht? Ist unsere freiheitliche Grundordnung in Gefahr und bahnen sich Fundamentalismen erneut den Weg in Kirche und Gesellschaft? Ist die Leidenschaft für ein geeintes Europa abhandengekommen?

Wer denkt noch daran, dass wir auf Grund der Vision vom geeinten Europa 70 Jahre Frieden hatten. Soll das alles aufs Spiel gesetzt werden?

Wenn ich Europa mit einem Baum vergleiche, dann kann ich den Eindruck gewinnen, dass dieser Baum seine Wurzel – das Christentum -  dabei ist zu verlieren. In Straßburg hat unser Papst unzweideutig gesagt – und ich glaube er hat recht – das Christentum muss wieder lebendig werden und Frucht bringen.

Sicher ist, ein Baum, der keine tiefen Wurzeln hat, kann einem Sturm nicht widerstehen. Und weiter kann ich folgern: Ein Europa, das seine Wurzel vergisst, kann keine Zukunft haben.

Wir brauchen dringend weiterhin 

  • eine friedliche Zukunft.  Das könnte ein Weg sein: Einstellen muss Europa den Waffenhandel mit den Machthabern in den Kriegsgebieten, auch dann, wenn unser Reichtum dadurch geringer würde.
  • Eine Einsicht, dass Nationalismus das gemeinsame Europa zerstören kann, brauchen wir und dass Subsidiarität und Solidarität zusammengehören, wenn ein Staatenbund funktionieren soll.

Das wünsche ich mir.

Doch es scheint, dass Europa sich nicht mehr liebt und nicht den Mut hat, sich einem Dialog zu stellen, in dem es um gemeinsame Werte geht. Vielleicht gibt es ja auch ein böses Erwachen, wenn entdeckt wird, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der es nur um Cents und Euros geht. Welche Werte fehlen uns? Von Tugenden wird doch nicht mehr geredet, geschweige denn, dass darum große Anstrengungen gemacht werden. Unsere Jugend hat sich eine eigene Welt geschaffen durch Knöpfe in den Ohren und durch immerwährendes Telefonieren – ist es nur die Jugend?

Wir brauchen Prozesse, die im Denken den Menschen wieder in den Mittelpunkt rücken, Dialoge, die ringen um menschenverbindende Werte und mutige Menschen, die den Fundamentalismen und dem Nationalismus entgegenwirken.

Bei allen Dialogwünschen, müssen wir auch wissen, dass wir in Europa inzwischen viele Kulturen beheimaten. 
Das macht manches schwieriger aber auch interessanter.
Wir sollten uns beteiligen.

Allen einen gesegneten Sonntag und eine gelungene Woche.

Liebe herzliche Grüße
Erich Elpers